#WachstumWählen: Starker Partner in der Welt
Empfehlungen für die 21. Legislaturperiode
Sinkende Weltmarktanteile sind ein deutliches Warnsignal für die drittgrößte Volkswirtschaft, die ihren wirtschaftlichen Erfolg maßgeblich auf den Export weltweit nachgefragter, hochwertiger Technologien und entsprechende Geschäftsmodelle stützt. Europas Strahlkraft schwindet, seinen Wettbewerbern gelingt es besser und schneller, Märkte zu öffnen und neue Partnerschaften zu schließen. An erster Stelle steht, Europas Stärken zu festigen, um im globalen Standortwettbewerb mitzuhalten und Investitionen anzuziehen. Deutschland muss sich gleichzeitig in der EU für eine pragmatische Handelspolitik einsetzen, die Abschied davon nimmt, durch überbordende moralische Vorstellungen und Nachhaltigkeitskriterien Europa ins Abseits zu befördern. Nur so gelingt die dringend notwendige Diversifizierung von Lieferquellen und Absatzmärkten. Angesicht des Umbruchs der internationalen Beziehungen braucht es eine ganzheitliche Resilienz – von einer verlässlichen Rohstoff- und Gesundheitsversorgung bis hin zum Cyberschutz des Standorts. Die liberale Wirtschaftsordnung als Kernbestandteil des freiheitlichen Lebensmodells ist untrennbar mit dem transatlantischen Bündnis verbunden. Deutschland und Europa müssen mithilfe einer leistungsfähigen Rüstungsindustrie zur starken Säule einer abschreckungs- und verteidigungsfähigen NATO werden.
Auf was es jetzt ankommt
Aktive Gestaltungsrolle in Europa einnehmen
Deutschland ist das größte Land in der EU. Die Bundesregierung muss daher künftig wieder eine aktive Gestaltungsrolle in der Europapolitik spielen. Das erwarten auch andere Mitgliedstaaten von uns. Das sprichwörtliche „German Vote“, also eine Enthaltung im Rat, wird diesem Anspruch nicht gerecht und muss vermieden werden. Um der Bedeutung der EU für die politische und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands Rechnung zu tragen, sollte die Bundesregierung an den Tagungen des Rates stets auf Ministerebene teilnehmen. Um die Interessen der deutschen und europäischen Industrie vertreten zu können, muss sie in den wichtigen Fragen der Wirtschaftspolitik Allianzen mit gleichgesinnten Partnern bilden. Eine enge deutsch-französische Abstimmung bleibt dabei der zentrale Faktor für die Entscheidungsfindung in der EU.
Neue europäische Industriestrategie entwickeln
Die Bundesregierung muss mit Nachdruck für eine neue europäische Industriestrategie eintreten, die Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandskraft stärkt. Im Mittelpunkt sollten der Bürokratieabbau, die Schaffung einer funktionierenden Kapitalmarktunion, die Finanzierung strategischer Zukunftsinvestitionen, die Weiterentwicklung des Europäischen Binnenmarktes, die Stärkung der Innovationsfähigkeit sowie die pragmatische Verhandlung von Handelsabkommen mit strategischen Partnern stehen. Dazu bedarf es dringend einer frühzeitigen ressortübergreifenden Positionierung zu europapolitischen Dossiers, um deutsche Interessen im Rat besser vertreten zu können.
Den europäischen Binnenmarkt konsequent vertiefen
Es gilt, mit Nachdruck verbleibende Barrieren im Binnenmarkt, insbesondere für den Mittelstand, abzubauen. Dazu gehören: Potenziale des Dienstleistungssektors u. a. durch die vollständige Um- und Durchsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie zu heben, den digitalen Binnenmarkt durch innovationsfördernde Implementierungskonzepte der EU-Digitalgesetzgebung und des European Health Data Space zu vollenden sowie den Energiebinnenmarkt zu stärken, indem private Investitionsrisiken grenzüberschreitender Projekte abgesichert werden. Hierbei sollte sich die Bundesregierung bei den kommenden Verhandlungen zum neuen Mehrjährigen Finanzrahmen der EU für eine deutliche Erhöhung des Förderprogramms CEF-E (Connecting Europe Facility for Energy) einsetzen.
Neue Freihandelsdynamik entfachen
Um ihre Handelsbeziehungen zu diversifizieren, muss die EU vor allem dringend neue Freihandelsabkommen abschließen. Ergänzend zu den traditionellen, umfassenden Abkommen muss die EU kompaktere und flexiblere Ansätze in den Blick nehmen. Deutschland sollte sich für mehr Flexibilität und einen individuellen, auf den Handelspartner zugeschnittenen Ansatz insbesondere bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen einsetzen. Investitionsschutz und Freihandelsabkommen voneinander getrennt zu verhandeln, kann hier eine Möglichkeit sein. Der Schutz europäischer Investitionen im Ausland ist wichtig. Die komplexen Verhandlungen zu Freihandelsabkommen scheitern jedoch oft an den gegenseitigen Anforderungen der Verhandlungspartner im Bereich des Investitionsschutzes. Die WTO bleibt für weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen unverzichtbar. Eine Vertiefung von plurilateralen Allianzen (z. B. das Mehrparteien-Interims-Schiedsverfahren -MPIA – als Alternative zum bestehenden Streitbeilegungsgremium) würde dazu beitragen, den aktuellen Reformstau zu überwinden und die multilaterale Handelsliberalisierung voranzubringen. Darüber hinaus sind Partnerschaften mit Entwicklungs- und Schwellenländern für Deutschland und die EU immer wichtiger. Die Bundesregierung sollte die europäische Initiative Global Gateway weiter vorantreiben.
Die europäische Verteidigung stärken
Sicherheit ist elementar für Frieden, Freiheit und Wohlstand in Europa. Es ist daher von übergeordnetem Interesse, die Bundeswehr schnell und schlagkräftig auszustatten. Die bisherigen Anstrengungen reichen dazu bei Weitem nicht aus. Deutschland muss angesichts der Bedrohung durch Russland einen substanziellen militärischen Beitrag zur europäischen Sicherheitsvorsorge im NATO-Rahmen leisten. Hierfür braucht es eine Erhöhung des Verteidigungsetats, langfristige Verpflichtungsermächtigungen und schnellere Beschaffungsprozesse. Notwendig ist zudem eine bessere Zusammenarbeit mit Start-ups, um Innovationen schneller in die Truppe zu bringen.
Gegen Protektionismus in den transatlantischen Beziehungen wappnen, gleichzeitig Angebote machen
Die transatlantischen Wirtschafts- und Technologiebeziehungen sind von enormer Bedeutung und werden es bleiben. Die EU hat verschiedene Optionen, auf US-Zölle, die der künftige US-Präsident angekündigt hat, mit Gegenmaßnahmen zu reagieren. Wenn möglich, sollten Zölle jedoch dringend vermieden werden. Stattdessen sollte die EU selbstbewusst für ausgewogene Kompromisse eintreten. Brüssel sollte den USA Angebote und Vorschläge machen, wie die Zusammenarbeit zum beiderseitigen Nutzen vertieft werden kann. Dafür muss sich die neue Bundesregierung mit Nachdruck einsetzen.
Resilienz durch Rohstoffsicherheit
Im geopolitischen Systemwettbewerb ist es notwendig, sowohl Verwundbarkeiten zu reduzieren als auch wirtschaftlich anschlussfähig und international vernetzt zu bleiben. Dafür braucht es eine ganzheitliche Strategie zur Sicherung der Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Sie muss die Diversifizierung der Lieferketten, die Stärkung der gesamten heimischen Produktionskette (Bergbau, Verarbeitung, Recycling etc.), Kooperationen mit rohstoffreichen Ländern, die Stärkung der Kreislaufwirtschaft sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung umfassen.
China mit einer gemeinsamen europäischen Strategie begegnen
China ist ein wichtiger Absatzmarkt, großer Produktionsstandort und nicht zuletzt ein bedeutender Innovationstreiber. Der chinesische Markt bleibt daher einer der zentralen Märkte für die deutsche Industrie. Dennoch ist es richtig, dass EU-Kommission und Bundesregierung das Konzept des De-Risking ins Zentrum ihrer Chinastrategien gestellt haben. Dafür gilt es, Offenheit und Austausch gegenüber dem Schutz vor Wettbewerbsverzerrungen, kritischen Abhängigkeiten und Sicherheitsrisiken auszubalancieren. Effektive Defensivinstrumente sind wichtig, sollten aber gezielt und in Abstimmung mit den betroffenen Branchen eingesetzt werden. Viel entscheidender sind aber die offensiven Impulse in der Industrie- und Außenwirtschaftspolitik. Die kommende Bundesregierung muss im Umgang mit China und auch mit anderen Staaten konsequent europäische Ansätze verfolgen, weil nur ein geeintes und starkes Europa im Systemwettbewerb mit China bestehen kann.
Noch mehr Empfehlungen für mehr Wachstum
#WachstumWählen: Wettbewerbsfähigkeit stärken
#WachstumWählen: Den Staat modernisieren
#WachstumWählen: Mit Innovationen erfolgreich sein
Zurück
nach oben